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TitelDer Transkriptionsfaktor ARID1A als neuer, prognostischer Marker bei Patientinnen mit Endometriumkarzinom und NSMP-Subtyp
Einleitung

Die molekularpathologische Klassifizierung nach p53-Mutation, POLE-Mutation, und Mikrosatelliteninstabilität erlaubt Patientinnen mit Endometriumkarzinomen zu selektieren, die von einer Therapieeskalation- bzw. deeskalation profitieren dürften [1]. Derzeit entfällt die größte Endometriumkarzinom-Gruppe auf eine Kategorie unspezifischer molekularpathologischer Veränderungen („no specific molecular profile“, NSMP), der keine spezifischen Therapieempfehlungen zugeordnet werden können [2]. Die vorliegende Studie untersucht NSMP-Endometriumkarzinome hinsichtlich des prognostischen Einflusses von Mutationen des Transkriptionsfaktors ARID1A, der mit hypermutierten Genotypen und besseren Ansprechraten auf Immuntherapien assoziiert wird.

Patient/en und Methoden

Daten von 112 konsekutiven Endometriumkarzinom-Patientinnen, die an der Medizinischen Universität Wien zwischen 03/2018-10/2021 einer primär operativen Therapie +/-adjuvanten Behandlung unterzogen wurden, wurden eingeschlossen. Im Rahmen der klinischen Routine erfolgte prospektiv eine Immunhistochemie der Mismatch-Repair Repaturproteine (MLH1, MSH, MSH6, PMS2) sowie ein 50-Gen Sequencing Hotspot-Panel (Ion AmpliSeq Cancer Hotspot Panel v2), welches ab Mitte 2018 durch ein 161-Genpanel erweitert wurde (Oncomine Comprehensive Assay v3). Innerhalb der NSMP-Subgruppe wurde die Assoziation zwischen einer ARID1A-Mutation und progressionsfreiem-Überleben (PFS) sowie Ansprechen auf Rezidivtherapien evaluiert.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 13 (11.6%) TP53-mutierte, 9 (8.0%) POLE-mutierte, 29 (25.9%) MSI-high und 61 (54.5%) NSMP-Tumore beobachtet. In der NSMP-Gruppe waren 17 (27.9%) ARID1A-mutiert und 44 (72.1%) ARID1A-wildtyp.
Zehn Patientinnen (10/61, 16.4%) in der NSMP-Gruppe erlitten ein Tumorrezidiv. Patientinnen mit ARID1A-Mutationen zeigten ein höheres Rezidivrisiko (35.3% [6/17] ARID1A-mutierten und 9.1% [4/44] bei ARID1A-wildtyp, [p=0.022]). ARID1A-Mutationen waren mit einem schlechteren PFS assoziiert (p=0.030). Im Rahmen der Rezidivtherapie zeigte sich bei 5/6 (83.3%) Patientinnen mit ARID1A-Mutationen und bei 0/4 (0%) Patientinnen ohne ARID1A-Mutation ein gutes Therapieansprechen, drei Patientinnen mit ARID1A-Mutation (3/6, 50%) waren nach 18 Monaten weiterhin in Komplettremission.

Schlussfolgerung/Diskussion

ARID1A-Mutationen scheinen eine Untergruppe von Patientinnen mit NSMP-Endometriumkarzinomen zu beschreiben, die zwar mit einem erhöhten Rezidivrisiko, jedoch mit ausgezeichnetem Ansprechen auf Rezidivtherapien assoziiert sind. Nach klinischer Validierung könnte ARID1A als Biomarker zur weiteren Subtypisierung der NSMP-Gruppe herangezogen werden und die entsprechende Therapie betroffener Patientinnen weiter verbessern.

Literatur
[1] Leon-Castillo A., de Boer S.M., Powell M.E., Mileshkin L.R., Mackay H.J., Leary A., Nijman H.W., Singh N., Pollock P.M., Bessette P., et al. Molecular Classification of the PORTEC-3 Trial for High-Risk Endometrial Cancer: Impact on Prognosis and Benefit From Adjuvant Therapy. J. Clin. Oncol. 2020;38:3388–3397.
[2] Creutzberg C.L., Leon-Castillo A., de Boer S.M., Powell M.E., Mileshkin L.R., Mackay H.J., Leary A., Nijman H.W., Singh N., Pollock P.M., et al. Molecular classification of the PORTEC-3 trial for high-risk endometrial cancer: Impact on adjuvant therapy. Ann. Oncol. 2019;30:v899–v900.

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Erstautor*in ist unter 35 Jahre alt
Autor*in 1Arina Onoprienko Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien, 1090 Wien, Österreich
Autor*in 2Thomas Bartl Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien, 1090 Wien, Österreich
Autor*in 3Gerda Hofstetter Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien, 1090 Wien, Österreich
Autor*in 4Leonhard Müllauer Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien, 1090 Wien, Österreich
Autor*in 5Christoph Grimm Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien, 1090 Wien, Österreich